Ein Interview mit Harald Oissner

20 Fragen nach 20 Jahren Firmenzugehörigkeit.

Nach 20 Jahren Firmenzugehörigkeit lassen wir die Unternehmensgeschichte von unserem Geschäftsführenden Gesellschafter, Harald Oissner, in einem persönlichen Interview Revue passieren.

 

  1. Wie blicken Sie auf die letzten 20 Jahre in Ihrem Unternehmen zurück?

Als ich vor 20 Jahren in diesem Unternehmen zu Arbeiten begonnen habe, war diese berufliche Welt noch eine andere: Es war nicht selbstverständlich, dass jede oder jeder einen PC-Arbeitsplatz hatte, Fax und E-Mail waren gleichberechtigte Kommunikationsformen, die Reaktionszeit auf Schriftverkehr war deutlich langsamer, CAD war noch nicht selbstverständlich und BIM nicht bekannt. Es hat sich daher in den letzten 20 Jahren sehr viel verändert. Natürlich habe ich mich auch selbst in diesen 20 Jahren verändert. Als ich ins Unternehmen gekommen bin, war ich ein junger Mann mit Architekturausbildung, Ideen und Zielen und auch bereits einigen Jahren Berufserfahrung. Heute bin ich in diesem Beruf etabliert und habe zu vielen Themen bereits eine große Routine entwickelt.

 

  1. Worauf sind Sie rückblickend am meisten stolz?

Vor etwas mehr als zehn Jahren ist mein damaliger Chef auf Grund einer Krankheit, von einem Tag auf den anderen, aus dem Unternehmen ausgeschieden. Ich habe natürlich schon zum damaligen Zeitpunkt sehr viele Dinge alleine gemacht, trotzdem war es für mich eine große Herausforderung plötzlich und auch eher unerwartet, für alles auch alleine verantwortlich zu sein. Dies ist mir aber sehr gut gelungen und wir konnten von Beginn weg die Anzahl der MitarbeiterInnen stetig erhöhen. Darauf war und bin ich wirklich sehr stolz.

 

  1. Was schätzen Sie daran, Geschäftsführer zu sein?

Ich schätze das eigenverantwortliche und selbstständige Arbeiten sehr, weil es meiner Persönlichkeit auch sehr entgegenkommt. Mein Ziel war es immer proaktiv zu agieren. Das ist ein wesentliches Thema in der Selbstständigkeit. Für ArchitektInnen gilt auf Grund der Standesregeln und gesetzlichen Grundlagen zusätzlich, dass es hier nicht nur um eine Geschäftsführungsposition geht, sondern genauso um die Eigentümerstellung. Dies stellt noch eine zweite, ganz wesentliche Komponente dar.

 

  1. Was ist der beste und was der schwierigste Teil eines Geschäftsführer-Daseins?

Das eigenverantwortliche und selbstbestimmte Arbeiten ist für mich das Beste an der Arbeit. Dies ist aber gleichzeitig auch das Schwierigste, weil man auch immer gezwungen ist Entscheidungen zu treffen, deren Richtigkeit sich erst in der Zukunft herausstellen wird.

 

  1. Bereuen Sie etwas von den letzten 20 Jahren?

Ich bereue nichts.

 

  1. Wie würden Sie Ihren Führungsstil in drei Worten beschreiben?

durchsetzungsstark, ergebnisorientiert, demokratisch

 

  1. Haben sich Ihre Führungsprinzipien im Laufe der Zeit verändert?

Nein.

 

  1. Was motiviert Sie als Führungskraft?

Ich komme täglich motiviert ins Büro. Ich sehe unsere Arbeit als Dienstleistung und möchte diese so gut wie möglich erbringen. Das versuche ich auch an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterzugeben.

 

  1. Welches berufliche Ereignis hat Sie am stärksten geprägt?

Nachdem in den letzten 20 Jahren so viel passiert ist, was mich persönlich insgesamt geprägt hat, kann ich ein solitäres Ereignis dazu nicht nennen.

 

  1. Was ist die größte Herausforderung, der Sie in Ihrer Karriere begegnet sind?

Wie bereits mitgeteilt, war die größte Herausforderung in meiner Karriere das überraschende Ausscheiden meines ehemaligen Chefs, Prof. Dr. Peter Czernin, aus dem Unternehmen.

 

  1. Hatten Sie jemals Angst zu scheitern? Haben Sie einen guten Tipp dazu?

Ich hatte nie Angst zu scheitern, weil ich gar nicht die Zeit dazu hatte, über das Scheitern nachzudenken. Wenn man in diesem Beruf zu viel darüber nachdenkt, was nicht funktionieren könnte, ist es aus meiner Sicht grundsätzlich besser, sich nicht selbstständig zu machen.

 

  1. Wie sehen Ihrer Meinung nach die Mission und Vision des Unternehmens aus?

Die Vision definiere ich bereits seit einigen Jahren und ist ganz klar: Ziel ist es, ein architekturgeführtes Generalplanungsunternehmen zu sein, welches alle notwendigen Planungsleistungen im eigenen Haus erbringt. Dazu gehören natürlich auch alle Fachplanerthemen wie Tragwerksplanung, Technische Gebäudeausrüstung, Bauphysik, etc. An diesem Ziel arbeiten wir sehr hart. Die letzten Jahre haben das Vorhaben allerdings nicht erleichert.

Der Weg dorthin ist im Wesentlichen durch viele notwendige Abstimmungen und auch Kooperationen gekennzeichnet.

 

  1. Mit welchen Eigenschaften würden Sie Ihr Team und deren Arbeitsweise beschreiben?

Wie bereits beschrieben, war und ist es mein Ziel, eine möglichst optimale Dienstleistung im Sinne unserer AuftraggeberInnen zu erzielen. Dies erfordert Eigenschaften, die über das Maß eines guten Generalplaners bzw. Architekten hinausgehen. Wir versuchen bei jedem Projekt, die Aufgabe vollumfänglich zu erfassen und die AuftraggeberInnen auch in Bereichen zu beraten, welche eigentlich nichts mit dem Thema der Architektur oder Generalplanung zu tun haben. Ziel ist es auch immer, die neuesten Technologien in unserer Arbeitswelt einzusetzen. Wir haben daher auch in den letzten Jahren sehr viel Zeit und daher auch Geld in das Thema BIM bzw. Nachhaltigkeit investiert, weil wir immer am Puls der Zeit agieren wollen.

 

  1. Was erwarten Sie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens?

Ich erwarte Engagement, Geschicklichkeit und Interesse an allen Bereichen der Architektur. Wenn diese Eigenschaften mitgebracht werden, ist bereits sehr viel erfüllt.

 

  1. Wie könnte man Ihrer Meinung nach den Unternehmergeist bei Jugendlichen wecken?

Ich glaube, dass dies sehr schwierig ist, weil dies auch sehr von der jeweiligen Persönlichkeit abhängt. Es gibt Personen und Persönlichkeiten, die sind Unternehmertypen und andere sind es nicht. Es gehört hier auch eine gewisse Risikobereitschaft dazu, welche nicht zu erlernen ist. Ob jemand eine derartige Persönlichkeit ist oder nicht, hat aber nichts mit der grundsätzlichen Qualität von Personen zu tun. Weiters gehört auch eine hohe Einsatzbereitschaft und Flexibilität zu den wesentlichen Eigenschaften.

 

  1. Welche Themen beschäftigen die Branche aktuell am stärksten?

Fachlich sind es sicher die Themen BIM und Nachhaltigkeit, welche aktuell bestimmend sind. Ansonsten befinden wir uns seit März 2020 in einer Sondersituation, welche bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beendet ist.

 

  1. Wenn Sie könnten, was würden Sie hier morgen abschaffen/einführen?

Nichts. Ich habe im letzten Jahrzehnt alles abgeschafft, was ich abschaffen wollte und alles eingeführt, was ich einführen wollte.

 

  1. Worauf kommt es aus Ihrer Perspektive in dieser Branche in den nächsten Jahren besonders an?

Ich glaube, dass gerade in schwierigen Zeiten die Eigenschaft der Flexibilität besonders gefragt ist. Man kann hier nicht in festgefahrenen Bahnen denken, sondern muss besonders beweglich sein.

 

  1. Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Unternehmens? Was ist Ihnen persönlich diesbezüglich wichtig?

Persönlich ist mir wichtig, dass es dieses Unternehmen auch nach meinem Ausscheiden weiterhin gibt und andere Persönlichkeiten, dann die notwendigen Entscheidungen treffen.

 

  1. Wo sehen Sie sich in den nächsten 20 Jahren?

Für mich gilt, dass ich beruflich nicht 20 Jahre nach vorne schauen kann, weil ich davon ausgehe, dass ich in 20 Jahren bereits meinen Ruhestand genieße. Nachdem ich in den letzten Jahrzehnten sehr viel Zeit mit und in diesem Beruf verbracht habe, ist es nicht mein Ziel, ewig zu arbeiten.

 

Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre ausführlichen Antworten.