Unser geschäftsführender Gesellschafter, Harald Oissner, hat kürzlich seinen 50-igsten Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass möchten wir ihn einladen, gemeinsam mit uns auf seine Anfänge in diesem spannenden Berufsfeld zurückzublicken.
Wussten Sie schon früh, dass Sie den Beruf des Architekten ergreifen möchten?
Falls nicht – welche anderen beruflichen Wege hätten Sie sich vorstellen können?
Ich habe als siebenjähriges Kind meinem Vater mitgeteilt, dass ich gerne Architekt werden würde. Daher kann ich von mir behaupten, dass ich das schon früh wusste. In meinem Leben hätte ich mir ohnedies nur einen anderen Beruf vorstellen können. Dieser wäre Pilot gewesen.
Was war letztlich ausschlaggebend für Ihre Entscheidung, Architekt zu werden?
Mich haben Baustellen seit jeher fasziniert. Mein Vater war handwerklich tätig und hat mich auch sehr oft mitgenommen. Der Umstand, dass der Architekt letztendlich der „Dirigent“ ist, um alles zu einem Werk zusammenzufügen, hat mich auch dazu bewogen, diesen Beruf zu ergreifen.
Welche Herausforderungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben, als Sie nach dem Studium in das Berufsleben eingestiegen sind?
Ich bin nicht nach meinem Studium ins Berufsleben eingestiegen, sondern bereits während meiner Schulzeit in der HTL in Mödling. Zu dieser Zeit habe ich auch erlernt, wie ein Plan gestaltet werden muss, damit er einerseits für eine Behörde geeignet ist, andererseits aber auch auf einer Baustelle eingesetzt werden kann. Der Umstand, dass ich all diese Erfahrungen vergleichsweise früh gemacht habe, hat dann dazu geführt, dass es nach meinem Studium nicht wirklich gravierende Herausforderungen gab.
Mit welchem Alter sind Sie in die heutige Unternehmensgruppe eingetreten?
Hatten Sie damals bereits eine Vorstellung davon, dass Sie diese viele Jahre später als geschäftsführender Gesellschafter mitprägen würden?
Ich war 27 Jahre alt, als ich in mein heutiges Unternehmen eingetreten bin. Ich war jung, geschickt, wissbegierig und sicher auch ehrgeizig. Mein Ziel war aber im Wesentlichen, einfach besser zu werden und eine möglichst optimale Dienstleistung bieten zu können. Das ich jemals das machen würde, was ich heute mache, war für mich unvorstellbar. Dass dies möglich geworden ist, habe ich aber auch einer Reihe von Personen zu verdanken, die mich ganz besonders auf diesem Weg unterstützt haben. Diesen Personen gilt auch heute mein besonderer Dank.
Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Architekturbranche – oder spezifischer: das Berufsbild des Architekten – seit Ihrem Studienabschluss verändert?
Welche Entwicklungen sehen Sie dabei als besonders positiv oder auch kritisch?
Ich arbeite seit mehr als 3 Jahrzehnten in diesem Beruf. In dieser Zeit hat sich wirklich viel verändert. Ich kann dazu ein Erlebnis vom Beginn meiner beruflichen Laufbahn erläutern, welches zeigt, wie sich dieser Beruf verändert hat:
Ich habe an der Polierplanung eines kleinen Projektes gearbeitet, dass aber relativ weit entfernt war. Eines Tages haben wir festgestellt, dass in der Polierplanung eine gravierende Änderung vorzunehmen ist. Gleichzeitig hätte dieser Bereich aber auch an diesem bzw. dem nächsten Tag gebaut werden sollen. Die Schwierigkeit war, wie man in kurzer Zeit einen aktuellen Polierplan vor Ort bekommt. Ich habe daraufhin den Plan händisch gezeichnet, mit einer Lichtpausmaschine vervielfältigt, dann auf 20cm-Streifen zerschnitten. Diese wurden dann in weiterer Folge in ein Faxgerät „gesteckt“ und sind am Ende in noch schlechterer Qualität am Zielort angekommen. Dort wurden die Streifen wieder zusammengeklebt. Alle Zahlen, die man dann nicht einwandfrei erkennen konnte, wurden telefonisch abgestimmt. Dieser Vorgang hat den ganzen Tag beansprucht. Heute hätte man diese Sache in max. 5 Minuten erledigt. So gibt es sehr viele Punkte, die sich durch den Einsatz von IT in diesem Beruf zum besseren verändert haben.
Wenn ich aber bei diesem Beispiel bleibe und davon gesprochen habe, dass ich Pläne mit der Hand gezeichnet habe, dann kann man dazu auch mitteilen, was sich in diesem Bereich nicht zum Besseren verändert hat: Wenn man händisch gezeichnet hat, hat man über jeden einzelnen Strich nachgedacht. Es war wirklich mühsam, diesen wieder wegzubekommen, wenn er falsch war. Heute entstehen sehr viele Linien in Plänen einfach automatisch. Kaum jemand denkt darüber nach, was man hier wirklich sieht. Das finde ich eigentlich schade.
In verschiedenen Interviews haben Sie Ihre Vision für die Weiterentwicklung der WGA-Gruppe skizziert.
Gibt es aktuell ein Ziel oder Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Mir liegen verschiedene Projekte am Herzen. Besonders habe ich mich in den letzten Monaten gefreut, als wir für den Flughafen Wien einige Dinge machen durften bzw. dürfen. Auf Grund meines anderen Berufswunsches hat mich die Welt des Flughafens immer fasziniert. Diese Faszination hält bis zum heutigen Tage an.
Welche Ratschläge würden Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben, die in die Architektur einsteigen – insbesondere, wenn sie langfristig Führungsverantwortung übernehmen oder sich selbstständig machen möchten?
Ich kann vor allen mitgeben, dass einerseits Voraussetzungen gegeben sein müssen, andererseits auch die Bereitschaft gegeben sein muss, sich in hohem Maße einzusetzen. Jedoch reichen die eigenen Fähigkeiten nicht aus, um sich erfolgreich selbstständig machen zu können. Es braucht abseits der eigenen Fähigkeiten auch Personen, die einen unterstützen und Glück. Nur dann ist es möglich, erfolgreich selbstständig zu sein.
Vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten.
Ihr beruflicher Weg – geprägt von Engagement, Ausdauer und Vision – ist zweifellos inspirierend. Wir gratulieren herzlich und wünschen weiterhin viel Erfolg, Gesundheit und Freude!